Paradies

 

 

Morgennebel schwebt in feinen Schleiern im Scheinwerferlicht,  das sich in sprühenden Tröpfchen wie in Katzenaugen bricht.

Raureif überzieht das Gras am Straßenrand, die Nacht war kalt, Reifenspuren von den Feldern, sand`ge Muster im Asphalt.

Und im Morgenhauch die Ahnung, dass ein Erntefeuer schwelt- Nichts mehr, das ich jetzt noch brauche, da ist nicht mehr, was mir fehlt.

 

Paradies

Hier ist das Paradies!

Ich brauche nicht mehr weiterzugehen.

Ich hab` mit eigenen Augen gesehen,

Auf dem Ortsschild steht:

Hier ist das Paradies!

 

Alte Häuser tauchen aus der Dämmerung auf, geduckt und grau. Was drängte mich von hier fort zu gehen, ich weiß es nicht genau.

War`s ein Kummer oder Schmerz, hat mich ein Misserfolg gekränkt? Haben mich Geborgenheit und Überschaubarkeit beengt?

Etwas besseres als der Tod - so sagt man- findest Du allemal! Und vielleicht war das Gras wirklich grüner - im nächsten Tal?

 

Paradies

Hier ist das Paradies!

Ich brauch nicht mehr weiterzugehen.

Ich hab`s mit eigenen Augen gesehen,

Auf dem Ortsschild stand:

Hier ist das Paradies!

 

Ausgeblichene Ziegeldächer, Fenster müde und verhärmt. Frösteln bis ins Herz und zugleich dies Glücksgefühl, das mich wärmt.

Nur, um das zu finden, weiß ich heut, hab ich mich aufgemacht, Musst` ich mein Kap Horn umsegeln und meine Wüsten durchquer`n:

Ich bin den weiten Weg gegangen, nur um endlich heimzukehr`n!

 

Paradies

Hier ist das Paradies!

Ich brauche nicht mehr weiterzugehen.

Ich hab`s mit eigenen Augen gesehen,

Auf dem Ortsschild steht:

Hier ist das Paradies!

 

(Reinhard Mey "Einhandsegler")